Ich gehöre ja an sich zu den Leuten, die behaupten das Handy nicht wirklich zu brauchen und doch fühle ich mich wie amputiert, wenn ich es nicht dabei habe. Kürzlich ist es passiert, ich habe es zuhause liegen lassen und im ersten Moment doch tatsächlich einen Schreck bekommen. (Das war mir dann vor mir selber peinlich)

(Dieses Foto habe ich an einem anderen Tag gemacht)

Das hat mich dann schon sehr nachdenktlich gestimmt, denn ich gehöre noch, so wie du vielleicht auch, zu der Generation, welche die Kindheit überlebt hat obwohl es keine Handys gab.

Von meiner Mama habe ich das gelernt, geerbt, übernommen… wie auch immer, dass man auch mit fremden Menschen nett plaudern kann.

Wir machten ständig neue Bekanntschaften. Sehr im Gedächnis beblieben ist mir ein junger Mann der ohne Pass aus dem Iran geflüchtet und auf dem Weg in die Schweiz war. (Das muss Ende der 70er gewesen sein, als Chomeini an die Macht kam.) Meine Eltern und er blieben in Konakt und besuchten ihn und seine nachgereiste Familie später in der Schweiz.

Foto: Hugh Han von Unsplash

 Sowas ist heute kaum noch möglich, denn niemand unterhält sich mehr. Ein Busfahrer meinte einmal, dass es früher nach Schulschluss immer arg laut war im Bus. Das ist heute nicht mehr so schlimm, denn alle sind mit den Handys beschäftigt.

Viele klinken sich ja total von ihrer Umgebung aus und sind mit ihren Ohrstöpseln komplett vom Umfeld abgekoppelt.

Foto: Matheus Guimaraea von Pexels

Als ich da so ganz ohne Handy auf den Bus wartend an einer Haltestelle saß, blieb mir nichts anderes übrig, als, so wie früher, mich einfach in aller Ruhe umzusehen. Da bin ich sogar draufgekommen, dass einer der Autobusse offenbar eine neue Linienführung hat. Ich fahre selten damit, aber wenn ich es dann doch mal brauche, ist dieses Wissen bestimmt praktisch. Das Warten hat sich etwas hingezogen, da ich ja ohne Handy-Scout, viel zu früh da war. (Früher wusste ich die Abfahrszeiten an meinen wichtigsten Strecken auswendig) So hatte ich ein sehr nettes Gespräch mit einer Dame, die neben mir saß, mehr Ansprechpartner waren dann nicht verfügbar, weil mit dem Handy beschäftigt.

Foto: itsport adelaide von Unsplash

Wirklich erschreckend war, wie oft ich nach dem Handy angeln wollte. Egal ob schnell ein Foto, ein Blick auf die Uhr, Nachrichten, … fast so wie damals nach der Zigarettenpackung, als ich das Rauchen bleiben ließ. Das geht ganz augenscheinlich vielen so und fällt dann ganz besonders auf, wenn man selber mal keines dabei hat und sich umsehen kann.

Foto: Zoe Holling von Unsplash

Seit diesem Tag, lasse ich das Handy öfter mal ganz bewußt zuhause liegen, oder ganz tief unten in meiner Tasche. Ich bin jetzt einfach nicht immer und sofort erreichbar und hebe mir die wichtigen Infos zum Tag für zuhause auf. Und was soll ich sagen, ich lebe immer noch

… und die Kinder auch 😉

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4 thoughts on “Handy vergessen

  1. Ich schalte das Handy oft auf lautlos, v.a. wenn ich konzentriert arbeiten will. Und ansonsten ist es einfach superpraktisch, ich nutze es viel mehr wegen der Navi und Foto-Fuktion als fürs Telefonieren oder Surfen. Aber so viel hat sich aus meiner Sicht (in den letzten 20 Jahren, z.B. in der Wiener U-Bahn) an obigen Foto aus der U-Bahn nicht geändert: Früher haben halt alle ins Buch oder in die Zeitung geschaut, mit den fremden Sitznachbarn wurde auch da wenig kommuniziert. Trotzdem find ich es lobenswert und auch angenehm, ganz bewusst ein bisschen mehr den Kontakt zu den Mitmenschen zu suchen. Bei uns ist am Esstisch Handyverbot, und auch sonst machen wir hie und da einen computer- & handyfreien Tag. Liebe Grüße, Gabi

  2. Ich verwende mein Smartphone nicht in der Öffentlichkeit, habe es da lautlos gestellt. Das funktioniert gut.
    Junge Eltern mit Handy beschäftigt und den Buggy vor sich hin schiebend finde ich total asozial. Schade für Baby und Eltern, wenn sie ihren süßen Nachwuchs nicht einmal sehen wollen.
    Meine Schulkinder (jetzt erwachsen) sind auch ohne Handy Kontakt mit mir nicht verloren gegangen. Ständige Überwachung finde ich in jedem Alter sehr schlecht. Obwohl es natürlich oft schon extrem praktisch ist erreichbar zu sein.
    Lg aus Wien

  3. Ich hab's letztens zu Hause vergessen, am Weg ins Büro, und habe … umgedreht. Gerade da war ich alleine für die Kinder verantwortlich, wollte erreichbar sein, es ging ja um mindestens 8 Stunden, und sie wussten nicht, dass ich es nicht mit hatte …

    1. Verständlich, sowas ist dann schon klar.
      Ich versuche Situatinen aber generell zu vermeiden, indem ich selten ausmache "wir rufen uns dann zusammen" sondern konkret etwas fixiere. Das ist vermutlich auch desswegen so, weil S. ständig vergisst ihr Handy aufzuladen 🙂

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